Gerade eben sitze ich in unserer vorletzten Unterkunft in Auckland, um die letzten Blogeinträge zu schreiben.
Die vergangenen paar Tage waren schon sehr schwierig, speziell für mich.
Ich konnte mich nicht mehr motivieren irgendwas zu tun oder anzuschauen, hatte keine rechte Freude mehr an Edgar und der ständigen Fahrerei und die Stimmung war/ist wirklich oft nicht gut. Eigentlich wollte ich die letzten Tage unseres Roadtrips nochmal bewusst geniessen und gut abschließen, aber wir merken, dass die Luft mittlerweile wirklich draußen ist. Es wird Zeit weiter zu gehen! Nun sind wir schon richtig froh, wenn wir den Verkauf des Campers morgen endlich über Bühne bringen und weiterreisen zu können. Froh und auch wieder nicht froh…
Markus hat gedanklich wohl schon besser damit abgeschlossen, dass unsere Reise hier nun zu Ende ist. Ich selbst fühle mich sehr hin- und hergerissen. Einerseits bin ich so traurig, dass wir Neuseeland schon verlassen müssen. Die letzten 6 Monate waren wirklich unglaublich – wir haben so vieles erlebt und gesehen. Zu viel fast, um es begreifen zu können… Und wo ist die Zeit hin?!
Anderseits waren die fünfeinhalb Monate in einem kleinen Campervan natürlich auch recht fordernd ab und an und auch anstrengend und nicht alles nur schön. Ich bin sehr froh, bald wieder in ein richtiges Haus mit all seinen Annehmlichkeiten zurückkehren zu können!
Wir haben nicht das Gefühl, dass wir uns großartig verändert hätten in den letzten Monaten (wer kann das schon von sich selbst wirklich behaupten nach so einer Reise?), aber ein paar Erkenntnisse haben wir durchaus gewonnen und so manches ist uns speziell durch Edgar bewusst geworden:
- Geduld – Edgar ist ein sehr altes, sehr langsames Auto. Er braucht morgens seine Minute um auf Touren zu kommen. Also nix mit einsteigen und los geht’s. Einmal hat uns sogar tatsächlich ein Traktor mit Anhänger bergauf überholt! Aber wir sind überall hingekommen, wo wir hin wollten. Wir haben gelernt, geduldig zu sein und hatten dann sogar die Zeit unsere Umgebung bewusst wahrzunehmen, wenn wir so langsam dahintuckert sind.
- Vertrauen – Edgar ist ein sehr altes, sehr rostiges Auto. Es hätte weiß Gott was passieren können. Ist es aber nicht. Wir sind ohne Versicherung und (zum Großteil) ohne Pannendienstmitgliedschaft durch ganz Neuseeland gefahren und NIX Schlimmes ist passiert. Man stelle sich das mal in Mitteleuropa vor… Auch kleine oder auch größere Pannen sind keine Tragik. Wir hatten von Anfang an das Gefühl, dass Edgar uns gut durch unseren Roadtrip bringen wird. Und das hat er!
- Dankbarkeit – nach fünfeinhalb Monaten in einem wenige Quadratmeter großen Gefährt, entwickelt man irgendwie automatisch eine große Dankbarkeit für vermeintlich banale Dinge:
für ein Dach über dem Kopf, dass einem vor Regen und Wind schützt,
für Waschmöglichkeiten, sei es auf einem Campingplatz, in einem Fluss oder dem Meer,
für die Möglichkeit am anderen Ende der Welt ein wunderschönes Land bereisen zu können,
für wunderschöne Sonnenauf- und Untergänge,
für liebe Menschen, die man unterwegs trifft,
für den Menschen, der mit einem auf Abenteuerreisen geht.
- Bescheidenheit – nach fünfeinhalb Monaten in einem wenige Quadratmeter großen Gefährt, wird einem bewusst wie wenig man eigentlich braucht um glücklich und zufrieden zu sein. Man braucht kein riesen Haus, keine Luxuskonsumgüter, keinen Fernseher, nicht das teure Auto von Audi und Co. Nein, in Wahrheit reicht ein alter klappriger Campervan, mit Bett und Kochplatte, der einen von A nach B bringt 🙂
Ich habe in den vergangenen Tagen nicht viel fotografiert, aber hier noch die allerletzten Bilder von unterwegs:
Und morgen gehen wir für die allerletzte Nacht in Neuseeland in ein Hostel in der Nähe des Flughafens, um am nächsten Tag morgens den Flieger ins nächste Land zu nehmen.
Es war uns eine Freude!
Helene (Auckland)